Filip erzählt


2005 mein erstes Championat

Filip Minarik



2005 gab es glaube ich noch keine Festkurse auf das Jockey-Championat. Da hättest Du locker 250:10 auf Minarik bekommen.

Ich habe zwar gut mitgemischt aber Andrasch (Starke) und Subi (Andreas Suborics) hatten Abos auf das Championat, da kam keiner dazwischen.

Im Jahr 2005 war auf einmal Adrie de Vries Mitte des Sommers 30 Punkte in Front. Dann kam Bad Harzburg, noch ein letztes Mal auf der alten Bahn. Da habe ich glaube ich 9 Sieger in der Woche geritten. - Das war der Anfang der Aufholjagd.

Es folgte Bad Doberan mit einer Siegesserie und dann kam GONBARDA, mein allererster Gruppe I Sieg in Deutschland. 2004 hatte ich schon einen Gruppe I Sieg in Italien, aber das war mein Erster in Deutschland.

GONBARDA 51,5 kg, darum hat mich Ostmann damals drauf gesetzt, denn ich habe für Ostmann alle Leichtgewichte geritten. Das war eine Riesenchance und die konnte ich nutzen.

In dem Sommer hatte ich  keine Gedanken auf das Championat also habe ich eine Lizenz für Macau beantragt. Ich habe mich richtig gefreut als die Zusage ab dem 1. Dezember 2005 kam. Eine Lizenz für 3 Monate Macau.

Dann war GONBARDA noch mal Zweite mit mir in Baden. Ich wurde dann glaube ich Meetingschampion in Baden.

Zusätzlich habe ich mit ihr den Großen Preis von Europa gewonnen und die Aufholjagd nahm richtig Fahrt auf. Gewollt oder nicht gewollt der Druck wurde von Renntag zu Renntag größer und ich kam immer näher.

Jetzt war ich nur noch 8 Siege hinter Adrie. Es war Ende Oktober und er hat nicht alle Chancen wahrgenommen, ob im Osten oder Harzburg. Das letzte Oktoberwochenende mit Samstag Magdeburg, Sonntag Bremen (und Mülheim), Montag Halle und Dienstag München kam. An den ersten drei Tagen habe ich 4 Rennen gewonnen und lag somit vor München 4 Punkte hinter Adrie.

In München habe ich dann exakt 4 Rennen für Wolfgang Figge gewonnen. - Gleichstand!

Am nächsten Tag hatte ich im Büro ein Gespräch mit Frau Schiergen, die hat damals alle meine Papiere gemacht. Sie war so etwas wie meine zweite Mutter. Sie sagte ich solle die Chance wahrnehmen.

Macau wurde verschoben, der Flug gecancelt und die Lizenz ab dem 1. Januar umgeschrieben.

Noch einmal Gas geben!

Es war klar das es nicht einfach wird. Adrie ist Spezialist auf Sand und hat die ganzen Holländer und Belgier hinter sich gehabt. Die Lage sah nicht gut aus.

Aber ich hatte wahnsinniges Glück! Ich sage ausdrücklich Glück da Adrie immer der bessere Jockey von uns beiden war.

entschieden wurde es am 31.12. in Neuss wo Adrie und ich je zwei Rennen gewonnen haben. So wurde ich mit 110 Siegen (Adrie 108) zum ersten Mal Jockey-Champion. Solch einen Endkampf um das Championat gab es weder vorher noch nachher.



Hansa-Preis 2012 / Ovambo Queen

Filip Minarik



Es ist jetzt genau zehn Jahre her das ich im Hansa-Preis (Gruppe II) Ovambo Queen geritten bin.

Wir haben an diesem Dienstag in Köln Galopp trainiert sind dann ins Auto gestiegen und sind ab nach Hamburg gefahren. Hein Bollow war auch mit dabei.

In Hamburg habe ich mich noch zwei Stunden hingelegt und dann ab zur Rennbahn.

Zu dem Ritt bin ich mit einer ganzen Menge Glück gekommen. Ich war damals gar kein Kunde bei Bolte. Andrasch Starke sollte reiten aber der mußte für den Stall Lindenthaler reiten und auf Silvaner wurde Terry Hellier gesetzt weil er mit ihm den Winterfavouriten gewonnen hatte. Also war ich frei.

Ovambo Queen hatte im Rennen davor beim Grosser Preis der Badischen Unternehmer Gruppe II mit Adrie der Vries den zweiten Platz hinter Danedream geholt. Der saß aber jetzt auf dem Schlenderhaner Atempo.

Ich habe vorher Henk Grewe gefragt wie ich Ovambo Queen reiten soll da er der ständige Reiter von ihr war und hatte mit ihr ein Grupperennen in Bremen gewonnen. Er hatte das Jahr zuvor seine Kariere beendet und war Trainer geworden.

Ovambo Queen hat den Hana-Preis dann knapp gewonnen war aber eindeutig das beste Pferd in diesem Rennen.

Als erster Gratulant war Hein Bollow auf der Bahn.

Der legendäre Manfred Chapman hat in seiner unnachahmlichen Art nicht nur das Rennen sondern auch diese Szene mit Tränen in den Augen kommentiert.

Da am Mittwoch der Renntag auch erst um 16:10 Uhr angefangen hat bin ich in die Stadt zum Essen gefahren um anschließend in einer Disko auf der Reeperbahn wie ein Champion zu feiern, es ist dann so halb sechs geworden…


Baden-Baden / Strasbourg / Baden-Baden an einem Tag

Filip Minarik



Patrick Gibson hat mir erzählt das er an einem Tag in Baden-Baden und Wissembourg reiten möchte, da schoß es mir durch Kopf, da war ja was mit Baden und Straßburg 2005.

Ich habe das direkt mal gegoogelt. Ich habe damals in Strasbourg Tabora in den Farben von Heiko Volz geritten. In den Farben habe ich dann später auch mal Danedream geritten.

2005 im Jahr meines ersten Championats, ich war noch kein Top-Jockey, und hatte ein paar Ritte in Baden. Da hat mich Peter Schiergen zur Starterangabe gefragt: „Hör mal ich habe eine die hat eine sehr gute Chance in Straßburg es ist kein PMU, da wird kein Top-Jockey da sein.“

Ich habe mir das angeschaut und es gab € 10.000,- dafür, da hätte ich in Baden schon fast ein Listenrennen gewinnen müssen. Tabora war 4te in Chantilly geworden das müsste für eine nicht PMU-Veranstaltung in Strasbourg auf jeden Fall reichen. Dann habe ich meine Ritte in Baden noch ein bisschen reduziert und Peter Schiergen hat dafür gesorgt das die so lagen das ich Strasbourg auch dazwischen schaffen konnte. Er hat seine eigene Ehefrau Gisela und seinen damaligen Dienstwagen von Jaguar geopfert um mich runter zu fahren.

Ich habe die ersten zwei Ritte in Baden absolviert. Den Zweiten um 15:10 Uhr Mascara für Gestüt Bona (für diese Farben habe ich auch Gruppe I gewonnen) 

15:00 Uhr aus Baden abgereist um nach Strasbourg zu kommen. Als ich in Straßburg angekommen bin habe ich gemerkt das ich noch genug Zeit habe. Das Rennen hatte eine halbe Stunde Verspätung.

Tabora hat erwartungsgemäß leicht gewonnen. Ich bin durch den Absattelring durchgallopiert, da gibt es immer Fotos, in die Jockeystube rein,  wieder raus die Ehrenpreise in die Hand gedrückt ohne Siegerehrung ab in Rennklamotten in das Auto.

Ich habe schon gewußt das es zeitlich mit Baden ganz eng wird. Darum habe ich vorher ausgewogen und habe die Farben von Gestüt Auenquelle schon nach Frankreich mitgenommen. Habe den Sattel dem Johnson in die Hand gedrückt und habe ihm gesagt das es keiner mitkriegt „Den schiebst Du dem Herrn Ostmann in die Hand und sagst ich sitze in der Sauna“

Ich habe den Johnson angerufen während ich ins Auto gesprungen bin, er sagte: „Es läuft alles prima, Baden Baden ist gerade auch nicht pünktlich.“ Zum Glück, sonst wäre das Timing in die Hose gegangen.

Ich habe mir im Auto die Weste, die Auenquellen Farben und den Helm angezogen. Dann bin ich auf dem Parkplatz hinter den Sattelboxen herausgesprungen und in den Führring gelaufen. Dort standen schon alle Jockeys. Auch Dr. Tasch und Herr Ostmann und fragten mich: „Wieso kommen Sie eigentlich von der anderen Seite? Wo kommen Sie her?“ Ich so ganz cool: „Aus Strasbourg.“ Die beiden: „Was haben Sie denn da gemacht?“ Ich: „Ich habe dort für Peter ein Rennen gewonnen und jetzt gewinne ich hier auch noch eins, dann habe ich mir einen Traum erfüllt. An einem Tag in zwei Ländern in der Mitte von Europa Rennen zu gewinnen.“

Und dann wurde ich natürlich Zweiter. 

Aber ich habe es geschafft, das hat mir gereicht erst in Deutschland, dann in Frankreich und dann wieder in Deutschland.

Erst 15:10 Baden-Baden, 16:30 in Strasbourg und 17:40 in Baden-Baden geritten, fragt mich bitte nicht wie Frau Schiergen das geschafft hat, ich glaube das hätte kein anderer geschafft. Ich jedenfalls nicht.


Ich bin dann, obwohl ich so etwas gebracht habe wie den halben Renntag in Baden-Baden auszulassen, trotzdem noch 2005 Jockey Champion geworden. - Dafür habe ich den Rest des Jahres kein einziges Rennen auf keiner einzigen Bahn ausgelassen.


Was ich jetzt fast 20 Jahre später entdeckt habe: Ich bin an diesem Tag mit Florent Geroux auf einer B-Bahn in Frankreich geritten. Er ist heute der absolute Top-Jockey in den USA.


Bremen - Der Katzenmann

Filip Minarik



Ich kam im Januar 1997 nach Bremen und war dort bis Anfang 2000.

Bremen hat eine wahnsinnige Geschichte. Wenn man alleine an den Karfreitags Renntag denkt (2022 durch die Lokalpolitik auf den Samstag verschoben - Anm. d. Red.) das Dreijährigen Rennen haben schon Wiener Walzer und Adlerflug gewonnen. Viele erfolgreiche Pferde wurden in Bremen trainiert wie zu Beispiel Paolini, Surumu oder Silvano. 

Ich war bei Hubertus Fanelsa angestellt, der hatte 70 Pferde im Training. Alles Handicaper, die Besten konnten Ausgleich II das waren Moulton Sky und Maria Magdalena. „Hubsi“ hat jede Woche die Rennvereine mit Startern unterstützt und ordentlich Rennen gewonnen.

Subi war zu der Zeit bei Wöhler auch in Bremen aber das ist Stoff für noch ganz andere Geschichten. Ich habe viele Freunde und Bekannte dort kennengelernt.

Auf der Bremer Rennbahn gab es den Katzenmann. Ein Mann der immer seine Katzen hinter meinem Stall gefüttert hat. Mein Stall war der kleinste Stall in Bremen. Ich habe ihn für Hubsi gemacht, da passten nur sechs Pferde hinein und ich habe ihn Morgens ausgemistet.

Der Katzenmann kam jeden Tag und wurde von uns allen eben nur „der Katzenmann“ genannt. Er fütterte alle Katzen auf der Bremer Rennbahn. Es gab schon immer reichlich Katzen dort und die wurden alle vom Katzenmann versorgt. Wenn der Katzenmann um die Ecke kam sind alle Katzen, wilde Tiere und Tauben von der Bahn gekommen und haben sich hinter meinem Stall gesammelt und ließen sich füttern.

Am 1. Juli letzten Jahres bin ich dann nach Hannover umgezogen. Irgendwann bin ich dann aus Langeweile und Juckreiz nach Bremen gefahren und wollte mir die Rennbahn noch einmal aus Neugier ein bisschen anschauen. Und von den ganzen Stallungen ist nur ein Stall stehen geblieben - mein alter 6er Stall. Als ich das Gelände betreten habe, was sehe ich dort hinter dem Stall? Da sind viele Tauben und Katzen und da ist der Katzenmann und füttert seine Katzen. Ich habe aus lax gesagt: „Hallo Katzenmann!“ sagt er: „Wie, was machst Du denn hier?“ sage ich: „Du kennst mich doch garnicht.“ sagt er: „Du bist aber der Minarik. Du warst Jockey beim Fanelsa. Bist dann nach Westen ausgewandert, warst ein paarmal Champion und hattest letztes Jahr einen schweren Unfall.“ Da bin ich fast umgefallen. Er hatte sich alles gemerkt. Ich habe mit ihm ein kurzes Video für Jozef Bojko gedreht. Das habe ich dann außer ihm noch an alle ehemaligen Angestellten von Hubsi  geschickt zu denen ich noch Kontakt habe. - Alle haben sich sehr gefreut und „der Katzenmann“ geschrieben. Auch Silke Günther, die sagte das ist Horst Heitgen. Ich habe ihn bei der Personensuche bei Deutscher Galopp eingegeben und siehe da, er hat in den 80ern dort in Bremen selber Pferde trainiert.

Das ist die ganze Geschichte vom Katzenmann aus Bremen.


Diana 2012 unvergesslich - Salomina

Filip Minarik



Ich bin Salominas Mutter geritten, Saldentigerin.

Leider sehr unglücklich geritten. Die war halt nicht was ich immer von ihr erwartet habe. Ich habe immer gedacht es wäre eine Gruppe 1 Stute. Sie hat Gruppe 3 gewonnen und ich habe sie in Köln sozusagen verarbeitet. Ich wurde dann von Gestüt Bona runtergesetzt. Es kam aber dann doch noch das Happy End. Denn am Ende der Geschichte habe ich mit ihrer Tochter den Preis der Diana gewonnen.  Heinz Harzheim war auf der Bahn, bei seinem letzten öffentlichen Auftritt bevor er sich langsam verabschiedete hat er Gruppe 1 gewonnen.


Salomina ist jetzt eine sehr gute Mutterstute in Japan. Die macht schon sehr gute Produkte wie den Salios der Zweite im Japan Derby, Zweiter im 2000 Guineas und platziert in Hongkong Gruppe 1.

Das ist unvergesslich. Ich habe ihre Produkte in Japan immer gerne beobachtet.


Der Ritt auf Salomina in der Diana war schon mit gewissem Druck, also sehr großem Druck. Ich war zu dem Zeitpunkt schon gewohnt unter Druck zu reiten.

Das hatte schon was.

Andrasch Starke wurde gesperrt, deswegen hat er Salomina nicht geritten.

Die war noch ungeschlagen und ein sehr heißer Brenner, kurz vor dem Rennen wurde sie an Australian Bloodstock verkauft. Die haben sie im Handumdrehen weiterverkauft, an den Japaner Katsumi Yoshida.

Der Druck kam von allen Seiten. Aber ich habe es gemeistert. Ich saß auf dem besten Pferd im Rennen und das war eigentlich nicht zu verarbeiten also die hat leicht gewonnen. Wir haben einen super Rennverlauf gehabt aber sie hätte wahrscheinlich aus jeder anderen Lage auch gewonnen.

In dem Jahr konnte ich erstmal keine großen Rennen gewinnen. Aber nach diesem Gruppe 1 Sieg habe ich sieben Tage später in München mit Temida das nächste Gruppe 1 Rennen, den Großen Preis von Bayern,  gewonnen.

Zwei Gruppe 1 Siege in Deutschland innerhalb von sieben Tagen. - Das ist für einen deutschen Jockey eigentlich fast unmöglich.

Wir haben nur sieben Gruppe 1 Rennen in Deutschland und die meisten von denen werden von ausländischen Jockeys gewonnen.



Königstiger - Mein erster Gruppe 1 Sieg

Filip Minarik


Königstiger war eine Herzenssache so etwas vergisst Du nie.

Mein erster Gruppe 1 Sieger im Leben.

Ich wollte ihn unbedingt nicht reiten weil an dem Tag Manduro in Köln im Winterfavouriten lief. Ich habe vorher mit Manduro in München ein Sieglosen-Rennen gewonnen und ich habe ihn damals für ein gutes Pferd gehalten.

Man hat sich aber entschieden Manduro mit Terry in Köln und Idealist mit Subi, damals Stalljockey bei Baron von Ullmann, der war ja mit Shirocco da und Filip mit Königstiger nach Mailand. Königstiger hat damals ein Sieglosen-Rennen in Baden Baden gewonnen um in Mailand eine Platzierung zu machen. Und dort waren anständige Engländer. Ich hätte nie gedacht das wir eine Chance haben eine Platzierung zu machen. Aber ich habe Glück gehabt. Der lief das Rennen seines Lebens. Wir haben die Engländer geschlagen. Idealist war Zweiter, ich habe meinen ersten Gruppe 1 Sieg geschickt gewonnen.

Eine Stunde später hat Shirocco mit Subi Gruppe 1 gewonnen.

Das war der erste Jahrgang von Tiger Hill - Königstiger und Idealist.

Noch eine Stunde später hat Manduro den Winterfavouriten in Köln gewonnen.

Dann sind wir, Andrasch Schütz, Subi, Paul Harley, Manfred Hofer und ich, im Privatjet von Mailand nach Köln mit Baron von Ullmann nach Hause geflogen.

Das war eine unglaubliche Reise. Unbeschreiblich!

Das werde ich im Leben niemals vergessen. Dafür müßte ich nochmal ein paar Mal auf den Kopf fallen. Ich habe seit dem Unfall echt viel vergessen aber so etwas bleibt hängen.

 


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